Emotionale Abhängigkeit in Beziehungen Hochbegabter


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Liebe Freunde und Mitglieder,
liebe 
Besucher und Interessenten,

wer in seinen partnerschaftlichen Beziehungen immer wieder in eine emotionale Abhängigkeit zu gerät, der sollte vor allem Rückschau auf sein eigenes Elternhaus halten, und die dort ungelösten Themen und negativen/traumatischen Erfahrungen versuchen, zu verarbeiten und zu lösen. Wenn sie nicht zu lösen sind, diese dann als ungelöst akzeptieren. Nichtsdestotrotz muss das eigene innere Kind – ggf. auch mit professioneller Hilfe – nachreifen, damit man aus solchen Beziehungsstrukturen nachhaltig herauskommt.

Die Wahrscheinlichkeit, das man in eine emotional abhängige Beziehung gerät, liegt meines Erachtens u. a. bei den Gruppen der Hochbegabten und der hochsensiblen Hochbegabten etwas höher. Allerdings sollte man daraus nicht falsche Schlussfolgerung ziehen und das Thema „Emotionale Abhängigkeit in Beziehungen Hochbegabter“ in ein Resümeé umdeuten, wonach grundsätzlich alle Hochbegabte und alle hochsensiblen Hochbegabten eine emotional abhängige Beziehung führen. 

Es bedeutet also nicht, dass alle Hochbegabte und alle hochsensiblen Hochbegabten eine emotional abhängige Beziehung führen.

 

Unser Mitglied und Autorin Franziska Dittrich hat zu diesem Thema einen sehr guten Artikel verfasst, den ich gerne hier veröffentlichen möchte.

 

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Çiğdem Gül – 05.08.2018

 
 
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Von Franziska Dittrich – 22. Juli 2018

 

Der meistgelesene Beitrag meines Blogs ist der zum Thema „Hochbegabte und die Liebe“. Da dieses Thema offensichtlich sehr viele von Euch beschäftigt, möchte ich im heutigen Beitrag noch etwas tiefer in die Materie einsteigen und über einen (leider) weitverbreiteten Aspekt der Liebe, nämlich das Thema der emotionalen Abhängigkeit in Beziehungen schreiben.

Im Folgenden gehe ich näher auf die Fragen ein, was emotionale Abhängigkeit eigentlich ist, wie sie sich äußert und welchen Einfluss sie damit auf Deine Beziehungen und Dein gesamtes Leben hat und was Du letztlich dagegen tun kannst.

 

Was ist emotionale Abhängigkeit und wie entsteht sie?

Emotionale Abhängigkeit ist ein Thema, über das in der Öffentlichkeit nicht direkt gesprochen wird – zumindest nicht unter Nennung dieses Begriffs, denn als „abhängig“ möchte sich selbstverständlich niemand selbst bezeichnen. Man kann emotionale Abhängigkeit auch als den dringenden Wunsch, bzw. fast schon die Sucht danach, gebraucht zu werden, bezeichnen. Emotional abhängige Menschen widmen ihr Leben nahezu vollständig einer anderen Person und stellen das Glück und die Zufriedenheit dieser an die erste Stelle. Sie richten all ihre Bemühungen darauf aus, den Partner oder die Partnerin glücklich zu machen, es in jedem Fall recht zu machen und keinen Wunsch unerfüllt zu lassen. Dabei verändern sie auch sich selbst und ihr Verhalten so, dass es dem Gegenüber gefällt, da sie ja sonst verlassen werden könnten.

In extremen Fällen führt die emotionale Abhängigkeit sogar so weit, dass ablehnendes und verletzendes Verhalten des Gegenübers zu einem verstärkten Bedürfnis nach Entschuldigung und Verständnis (und somit zu noch stärkerer Abhängigkeit) führt – ein Teufelskreis.

Emotionale Abhängigkeit ist (neben dem Rückzug) eine Kompensationsstrategie, die durch die Angst, den Partner oder die Partnerin zu verlieren bzw. generell durch die Angst vor Einsamkeit und dem Alleinsein, entsteht. Vielleicht hast Du in Deiner Vergangenheit (frühere Beziehungen zu Partnern oder auch zu den eigenen Eltern) Erfahrungen gemacht, die Dich emotional sehr verletzt haben und die Dir das Gefühl gegeben haben, dass Du so, wie Du bist, nicht okay bist. Wenn Du Dich dann wieder in einer Partnerschaft befindest, glaubst Du, Du hast das vielleicht gar nicht verdient und Dein Partner oder Deine Partnerin würde ohnehin innerhalb kurzer Zeit jemanden finden, der besser zu ihm oder ihr passt. Zu Beginn bist Du sicherlich sehr verliebt und kümmerst Dich sehr gut um Deinen Partner oder Deine Partnerin, gehst häufig Kompromisse ein und passt Dich an, um Deinem Gegenüber zu gefallen. In einem gewissen Maß ist das auch ganz normal und nötig für eine gesunde Beziehung – allerdings eben nur in einem gesunden Maß.

Eine gravierende Folge emotionaler Abhängigkeit ist, dass Menschen den Zugang zu sich selbst und ihren eigenen Bedürfnissen verlieren und früher oder später ein komplett fremdbestimmtes Leben führen, das nur noch auf eine andere Person fokussiert ist. Ganz häufig findet man emotional abhängige Menschen in Beziehungen, die ihnen eigentlich schon längst nicht mehr gut tun, die aber große Schwierigkeiten und Angst haben, sich aus diesen zu befreien.

Hochbegabte sind meiner Meinung nach aufgrund der häufigen Ablehnung, die sie im Laufe ihres Lebens erfahren, prädestiniert dafür, emotional abhängig zu werden, wenn sie ihren Wert und ihre Einzigartigkeit nicht rechtzeitig erkennen. Vermutlich (eine reine Hypothese von mir) sind eher Frauen betroffen als Männer, bzw. äußern Frauen die „Symptome“ zumindest häufiger, da sie von Natur aus eher emotionaler sind.

 

Wie äußert sich emotionale Abhängigkeit und welchen Einfluss hat sie auf Deine Beziehungen und Dein gesamtes Leben?

Stell Dir vor, Du hast endlich einen Partner oder eine Partnerin gefunden, bist in einer glücklichen Beziehung und fühlst Dich geliebt und gebraucht. Vielleicht sollte man sogar noch früher ansetzen, also vor dem Beginn einer Beziehung, wenn Du gerade alleinstehend bist und Dir eine Partnerschaft wünschst, möglicherweise immer wieder neue potenzielle Partner oder Partnerinnen kennenlernst.

An sich zunächst eine wunderschöne Vorstellung. Das essentielle Grundbedürfnis eines Menschen nach Nähe ist an sich ja auch eine ganz feine Sache, solange es nicht ins Extrem umschlägt. Dieses Bedürfnis nach Nähe ist bipolar und ambivalent. Das bedeutet, dass es auch Menschen gibt, deren Bedürfnis nach Distanz eher ausgeprägt ist als das nach Nähe. Die Ambivalenz besteht darin, dass mit den Glücksgefühlen durch die Liebe und Nähe auch automatisch eine Angst einhergeht, den geliebten Partner oder die geliebte Partnerin wieder zu verlieren. Wenn Du nun ein Mensch bist, der generell ein recht gesundes Selbstwertgefühl hat und auch alleine für sich ein glückliches, zufriedenes Leben führt, bist Du vermutlich eher weniger gefährdet, Dich emotional von einem anderen Menschen abhängig zu machen. Leider ist es aber häufig so, dass Beziehungen mit genau der Absicht eingegangen werden, „das eigene Leben zu verbessern“, „endlich glücklich sein zu können“, „endlich den fehlenden Teil im eigenen Leben gefunden zu haben“. Wenn das Fundament einer Beziehung mit derartigen Erwartungen behaftet ist, ist diese Beziehung meiner Meinung nach schon zum Scheitern verurteilt. Warum? Ganz einfach: Das, was Du zu brauchen glaubst, wirst Du nie in einem anderen, außenstehenden Menschen finden, sondern immer nur in dir selbst.

Emotionale Abhängigkeit geht also mit einer sehr großen Angst vor Veränderung einher und äußert sich häufig in Form von starker Eifersucht, Kontrolle, ungesund extremer Anpassung und vielen faulen Kompromissen auf Kosten des eigenen Wohlergehens. Als Betroffene(r) richtest Du all Deine Bemühungen darauf aus, es Deinem Gegenüber recht zu machen und stellst dabei Deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse immer wieder hinten an. Du lässt Deinen Partner oder Deine Partnerin über Deine Laune, Dein Wohlbefinden, Deine Vorlieben, Deine Leidenschaften, Deine Freizeitgestaltung, Dein Umfeld und noch vieles Weitere bestimmen – nun kommt das Paradoxe: ohne, dass er oder sie das eigentlich will. Vielleicht versuchst Du auch, Deine Gefühle sehr stark zu kontrollieren, fährst Deine Emotionen auf ein Minimum herunter und lässt nichts mehr an Dich heran. All das tust Du, weil Du es nicht riskieren möchtest, dass es zu Reibereien, Konflikten oder Meinungsverschiedenheiten kommt, die in letzter Folge dazu führen könnten, dass die Beziehung zerbricht – oder falls Du Dich noch in der Kennenlern-Phase befindest, dass die Beziehung erst gar nicht beginnt.

Viele Hochbegabte sind gleichzeitig auch hochsensibel und können sehr genau wahrnehmen, wie es ihnen gerade geht und wie sie sich fühlen. Umso stärker wird der Druck, der sich mit der Zeit aufbaut, wenn Du spürst, dass Du dauerhaft vollkommen entgegen Deiner eigentlichen Wertvorstellungen und Deiner Bedürfnisse handelst. Dir wird irgendwann bewusst, dass Du nicht mehr authentisch Dein eigenes Leben lebst und dafür verurteilst Du Dich wiederum.

Du siehst also, dass es sich um einen Teufelskreis handelt, der Deinem Lebensglück und Deiner Lebenszufriedenheit in keiner Weise zuträglich ist. Je länger Du in dieser Abhängigkeit verharrst, desto mehr schwindet Dein eigenes, strahlendes Licht und Du wirst immer mehr zum Opfer. Wenn Du in einer solchen Opfermentalität gefangen bist, bist Du nicht mehr handlungsfähig und verzweifelst irgendwann an Deinem gefühlt fremdbestimmten Leben. Im nächsten Abschnitt möchte ich Dir daher ein paar Denkanstöße mit auf den Weg geben, wie Du Dir die Kontrolle über Dein eigenes Leben zurückholen und künftig gesündere Beziehungen führen kannst.

 

Was kannst Du gegen emotionale Abhängigkeit tun?

Wenn Deine emotionale Abhängigkeit so stark ausgeprägt ist, dass sie Dich psychisch oder physisch voll im Griff hat und Dich auf eine ungesunde Art und Weise beeinflusst, solltest Du Dir in jedem Fall professionelle Hilfe holen.

Nachfolgend möchte ich Dir die aus meiner Sicht drei wichtigsten Schritte mitgeben, um Dich aus Deiner emotionalen Abhängigkeit zu befreien.

Schritt 1: Akzeptiere, was ist.

Wir Menschen neigen dazu, Dinge, die uns nicht gefallen (an uns oder anderen), abzulehnen, uns dagegen zu wehren und zu kämpfen. Diese Kämpfe sind auf Dauer nicht nur sehr kräftezehrend, sondern auch sehr kontraproduktiv. Das Gesetz der Resonanz besagt, dass Gleiches Gleiches anzieht. Wenn sich Deine Gedanken also den ganzen Tag um das drehen, was Du nicht möchtest und was Du ablehnst, wird es sich in Deinem Leben vermehren. Die Spirale geht also stets abwärts und Du steigerst Dich nicht nur innerlich immer mehr in Dein empfundenes Leid und Deine Unzufriedenheit hinein, sondern Du wirst auch im Außen immer wieder die Menschen anziehen, die Dir das spiegeln, was in Deinem Inneren vorgeht. In dem Moment, in dem Du akzeptierst, was ist und vor allem auch Dich selbst akzeptierst mit all Deinen schmerzhaften Erfahrungen, Deinen verborgenen Wünschen und Bedürfnissen und den vermeintlichen „Fehlern“, die Du in Deinem Leben gemacht hast, hast Du den ersten Schritt in die richtige Richtung getan.

Schritt 2: Schließe Frieden mit Deiner Vergangenheit.

Als Menschen sind wir die einzigen Lebewesen, die die Möglichkeit und die Ressourcen haben, um über Vergangenheit und Zukunft nachzudenken. Dies ist auch unsere Lieblingsbeschäftigung. Wir schwelgen lieber in Erinnerungen oder bauen Luftschlösser in der Zukunft, als im gegenwärtigen Moment zu sein. Häufig führen wir unsere Vergangenheit als Auslöser und Entschuldigung für unsere heutige Situation an. Wir suhlen uns nahezu in Vergangenem, um unser heutiges Fehlverhalten, unsere verzerrte Wahrnehmung und unsere beschwerenden Glaubenssätze zu rechtfertigen. Auf Veränderung hat unser Gehirn schließlich meist wenig Lust und so lebt es sich recht bequem. Ich möchte behaupten, dass emotionale Abhängigkeit und Schwierigkeiten in der Partnerschaft ihren Ursprung immer in der Vergangenheit haben – entweder in der eigenen oder in der des Partners oder der Partnerin. Da Du immer nur Dich selbst verändern kannst und nie Dein Gegenüber, möchte ich Dir ans Herz legen, Dich einmal ausführlich mit Deiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und hier aufzuräumen. Schau einmal genau hin, welche Muster, Glaubenssätze und Verletzungen hier bei Dir hängen geblieben sind und finde heraus, wie diese Dich in Deinem heutigen Fühlen und Verhalten beeinträchtigen.

An dieser Stelle möchte ich Dir gerne noch zwei Bücher empfehlen, die ich selbst als sehr hilfreich und bereichernd auf diesem Weg empfunden habe:

„Das Kind in dir muss Heimat finden: Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme“ von Stefanie Stahl.
„Der Weg zur emotionalen Selbstständigkeit“ von Dr. Ernestina Sabrina Mazza. 

Schritt 3: Liebe Dich selbst.

Ein Satz, den ich in so vielen meiner Beiträge predige und dennoch nicht oft genug erwähnen kann. Sich selbst zu lieben ist meiner Meinung nach der Schlüssel zu einem komplett neuen Lebensgefühl. Auch wenn du als Hochbegabte(r) anders bist, Dich häufig falsch auf diesem Planeten und komplett unverstanden fühlst, lass Dir gesagt sein: Du bist genau so richtig, wie Du bist. Schenk Dir ein Lächeln, verbringe Zeit mit Dir allein, hör damit auf, Dich selbst zu verurteilen und behandle Dich so, wie den Menschen, den Du (außer Dir selbst) am meisten liebst. Achte einmal darauf, wie Du innerlich zu Dir selbst sprichst, wie Du über Dich denkst und wie Du Dich behandelst. Würdest Du Deinen Partner oder Deine Partnerin, Deine Kinder oder andere Menschen, die Dir sehr wichtig in Deinem Leben sind, so behandeln? Wenn Du diese Frage mit „ja“ beantwortest, machst Du vermutlich bereits Einiges richtig. Ich bin überzeugt, dass Du in allererster Linie zunächst einmal Dich selbst glücklich machen, Dich selbst lieben musst, um eine gesunde Beziehung mit einem anderen Menschen führen zu können. Nur so könnt ihr Euch immer wieder auf Augenhöhe begegnen und Euch täglich neu füreinander entscheiden.

 

Fazit

Wir alle haben in unserem Leben emotionale Verletzungen erfahren, die uns auf unserem Weg begleiten. Ich möchte Dich ermutigen, Dich nicht auf diesen Verletzungen auszuruhen und damit einhergehend immer wiederkehrend dieselben Erfahrungen in Deinem Leben zu machen, sondern einen neuen Abschnitt zu beginnen, Verantwortung zu übernehmen und die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen.

Alles Liebe für Dich,

Franziska

 
 

© Franziska Dittrich

B.A. Wirtschaftspsychologie & Betriebswirtschaft
Corporate Development & Administration Manager
Hochbegabte Autorin in München/Deutschland

https://highlygifted.de/

 
 
 
 

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